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BMU-RSII2-20130827-SF-A002.htm

Zum Hauptdokument : Kriterien für die Alarmierung der Katastrophenschutzbehörde durch die Betreiber kerntechnischer Einrichtungen - Gemeinsame Empfehlung der Reaktor-Sicherheitskommission und der Strahlenschutzkommission



Anhang 2: Spezielle Anlagenkriterien



Abkürzungsverzeichnis



BE

Brennelement

DE

Dampferzeuger

DH

Druckhalterfüllstand

DWR

Druckwasserreaktor

F

Füllstand

FB

Flutbecken/Flutbehälter

FD

Frischdampf

KMT

Kühlmitteltemperatur

Koka

Kondensationskammer

ODL

Ortsdosisleistung

p

Druck (Immer Überdruck, wenn nicht anders gekennzeichnet)

RDB

Reaktordruckbehälter

RESA

Reaktorschnellabschaltung

RKL

Reaktorkühlkreislauf

SB

Sicherheitsbehälter

SWR

Siedewasserreaktor

t

Zeit

T

Temperatur

Φ

Neutronenflussdichte



Tabelle A2-1: Anlagenkriterien für den Voralarm bei Druckwasserreaktor-Anlagen im Leistungsbetrieb



Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für GKN-2

Reduktion der Reaktorleistung und Sicherstellung der Unterkritikalität

Nach Anregung der RESA bleibt der Neutronenfluss noch im Leistungsbereich.

Der Reaktor ist nicht unterkritisch, und die Wärmeabfuhr aus dem RKL ist langfristig nicht gewährleistet.

Φ > 5 % des Volllastwertes 15 min nach RESA-Anregung


Das Boriersystem zeigt zu lange keine Wirkung.


Kernkühlung




Kühlmitteltemperatur

Die Kühlmitteltemperatur am Kernaustritt ist zu hoch,

Der Füllstand im RDB ist zu niedrig. Nicht benetzte Kernbereiche heizen sich mit etwa 1 K pro Sekunde auf.

T(BE-Kopf) > 360 °C für ∆t > 5 min


Es liegt ein nicht auslegungsgemäß beherrschter Störfall vor.


Kühlmittelinventar

oder:
das Kühlmittelinventar ist zu gering,

Bei einem Kühlmittelverlust ist der Füllstand im RDB zu niedrig, weil die Notkühl-Einspeisung in den Primärkreis nicht ausreichend ist (z.B. weniger als 2 von 4 Hochdrucksicherheitseinspeisungssträngen bei kleinen Lecks). Im Kern wird bei Sättigungsbedingungen Wärme durch Verdampfen von Kühlmittel abgeführt.

F(RDB) < „Min 3“ für ∆t > 20 min

Dampferzeugerbespeisung

oder:
die sekundärseitigen Füllstände in den Dampferzeugern sind zu niedrig,

Die sekundärseitige Wärmesenke ist nicht verfügbar, da die „aktiven“ Dampferzeuger, d. h. die Dampferzeuger, aus denen der Frischdampf zur Wärmeabfuhr abgeführt wird, nicht bespeist werden.

in den „aktiven“ DE F ≤ unterer Anzeigewert im Weitbereich

Frischdampfabgabe

oder:
der Frischdampf-Druck ist zu hoch,

Der Ausfall der Frischdampf-Abfuhr kann bei Transienten zum Versagensdruck von Frischdampf-Leitungs-Komponenten führen.

in einem oder mehreren DE ist p(DE) > 116 bar für ∆t > 3 min

Tritt dieses bei allen „aktiven“ Dampferzeugern auf, ist die sekundärseitige Wärmesenke nicht verfügbar.


Frischdampfabgabe

oder:
die Kühlmitteltemperatur ist zu hoch, und die Füllstände in den Flutbecken/Flutbehältern sind zu niedrig bei Ereignissen mit Kühlmittelverlust.

Bei Ereignissen mit Kühlmittelverlust infolge kleiner Lecks kann ein Nicht-Abfahren oder ein zu geringer Abfahrgradient den Übergang auf Sumpfbetrieb der Niederdruck-Not- und -Nachkühlsysteme verhindern.

KMT > 180 °C und F(FB) der „aktiv“ betriebenen Notkühlstränge zu niedrig (< 1,5 m)

Integrität des Sicherheitsbehälters und Aktivitätsrückhaltung




Druck

Der Druck im SB ist zu hoch,

Die Integrität des SB ist gefährdet. Der Druck im SB steigt über das 0,5-fache des Auslegungsdrucks an.

p(SB) > 2,7 bar für ∆t = 10 min
und
weiter steigend

Abschluss

oder:
der lüftungstechnische Abschluss5 des SB ist im Anforderungsfall nicht möglich,

Beide lüftungstechnischen Abschlussklappen in einer Lüftungsleitung sind nicht geschlossen. Damit ist eine direkte Freisetzung nach außen möglich.

Reaktorschutzkriterien für „SB-Abschluss“ stehen an,
und
lüftungstechnischer Abschluss1 erfolgt nicht.

Kühlmittelverlust

oder:
es liegt ein Kühlmittelverlust aus dem oder außerhalb des SB vor.

Aus dem oder außerhalb des SB besteht eine nicht absperrbare Kühlmittelfreisetzung (z.B. Leckage aus dem SB oder aus einer Anschlussleitung am Primärkreis),
oder
die Isolation des defekten Dampferzeugers gegenüber der Umgebung ist nicht möglich (z.B. die Frischdampfventile versagen in Offenstellung).

Anregung der Notkühlkriterien (F(DH) < 2,28 m und p(RKL) < 110 bar) und

a)
ein nicht absperrbares Kühlmittelleck in die Umgebung

oder

b)
ein Heizrohrleck mit zusätzlichem Leck in die Umgebung, das nicht absperrbar ist,

liegt vor.

Schutzzielübergreifend

Ausfall der Drehstromversorgung

Die gesamte Drehstromversorgung ist ausgefallen, die Schutzziele können mittelfristig nur noch mit Notfallmaßnahmen eingehalten werden.

Drehstromversorgung des D1- und D2-Netzes ausgefallen für t > 10 min



Tabelle A2-2: Anlagenkriterien für den Katastrophenalarm bei Druckwasserreaktor-Anlagen im Leistungsbetrieb



Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für GKN-2

Kernkühlung




Kühlmitteltemperatur

Die Kühlmitteltemperatur am Kernaustritt ist zu hoch,

Der Füllstand im RDB unterschreitet die aktive Kernoberkante.

T(BE-Kopf) > 800 °C für ∆t > 5 min

Es liegt ein nicht auslegungsgemäß beherrschter Störfall vor.


Druck

oder:
der Druck im RDB ist zu hoch und steigend,

Es liegt keine sekundärseitige und keine ausreichende primärseitige Wärmeabfuhr vor.

p(RDB) > 200 bar für ∆t > 5 min

Ortsdosisleistung

oder:
die Ortsdosisleistung im SB steigt nach Leck im RKL an.

Es werden radioaktive Stoffe aus den beschädigten Brennelementen in den SB freigesetzt. Es ist zu unterstellen, dass mehr als ca. 20 % der Brennstabhüllrohre defekt sind.

ODL(SB) > 200 Sv/h

Integrität des Sicherheitsbehälters und Aktivitätsrückhaltung




Druck

Der Druck im SB ist zu hoch,
und
die Druckentlastung des SB ist abzusehen,

Eine Alarmierung muss beim Erreichen des 1,2-fachen Wertes des Auslegungsdrucks erfolgen.

p(SB) > 6,5 bar

Abschluss

oder:
der lüftungstechnische Abschluss des SB ist im Anforderungsfall nicht möglich,
und

Die beiden lüftungstechnischen Abschlussklappen in einer Lüftungsleitung sind nicht geschlossen. Damit ist eine direkte Freisetzung nach außen möglich.

Der lüftungstechnische Abschluss des SB ist im Anforderungsfall nicht erfolgt,
und

a)
die Notkühleinspeisung fällt aus

a)
die Notkühleinspeisung fällt aus

oder


oder

b)
ein Voralarmkriterium „Kernkühlung“ steht an.

a)
ein Voralarmkriterium der Tabelle A2-1 zum Schutzziel Kernkühlung ist erfüllt.
Kühlmittelverlust

oder:
es liegt ein Kühlmittelverlust aus dem oder außerhalb des SB vor,
und

Aus dem oder außerhalb des SB besteht eine nicht absperrbare Kühlmittelfreisetzung (z.B. Leckage aus dem SB oder aus einer Anschlussleitung am Primärkreis)
oder
die Isolation des defekten Dampferzeugers gegenüber der Umgebung ist nicht möglich (z.B. die Frischdampfventile versagen in Offenstellung).
In Verbindung mit der ausgefallenen Notkühleinspeisung oder dem anstehenden Voralarmkriterium „Kernkühlung“ ist eine Freisetzung in die Umgebung anzunehmen.

Anregung der Notkühlkriterien (F(DH) < 2,28 m und p(RKL) < 110 bar)
bei einem

a)
die Notkühleinspeisung fällt aus
a)
nicht absperrbaren Kühlmittelleck in die Umgebung

oder

oder

b)
ein Voralarmkriterium „Kernkühlung“ steht an.
b)
Heizrohrleck mit zusätzlichem Leck in die Umgebung, das nicht absperrbar ist,

und

a)
die Notkühleinspeisung fällt aus

oder

b)
ein Voralarmkriterium der Tabelle A2-1 zum Schutzziel Kernkühlung ist erfüllt.


Tabelle A2-3: Anlagenkriterien für den Voralarm bei Druckwasserreaktor-Anlagen, Brennelement-Lagerbecken



Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für GKN-2

Kühlung der Brennelemente im Brennelement-Lagerbecken

Der Füllstand im Brennelement-Lagerbecken ist zu niedrig.

Der Füllstand im Brennelement-Lagerbecken unterschreitet die Unterkante der Schleuse zum Flutraum.

F(BE-Lagerbecken) < 12,65 m

Die Temperatur im Brennelement-Lagerbecken ist zu hoch.

Die Temperatur im Brennelement-Lagerbecken überschreitet den Auslegungsbereich.

T(BE-Lagerbecken) > 80 °C; Tendenz weiter steigend



Tabelle A2-4: Anlagenkriterien für den Katastrophenalarm bei Druckwasserreaktor-Anlagen, Brennelement-Lagerbecken



Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für GKN-2

Kühlung der Brennelemente im Brennelement-Lagerbecken

Der Füllstand im Brennelement-Lagerbecken ist viel zu niedrig.

Der Füllstand im Brennelement-Lagerbecken fällt unter die Oberkante der aktiven Zone der Brennelemente.

F(BE-Lagerbecken) < 12,36 m



Hinweise zu den Tabellen für den Nicht-Leistungsbetrieb bei Druckwasserreaktor-Anlagen:



Der Nicht-Leistungsbetrieb umfasst den Zeitraum „Nachkühlsysteme in Betrieb“ bis „Beginn Entborieren“ zur Aufnahme des Leistungsbetriebes.



Es werden folgende Zustände unterschieden:



a)
„RKL geschlossen und gefüllt“,


b)
„RKL geschlossen, Mitte-Loop-Betrieb“,


c)
„RKL offen, Brennelemente vollständig oder teilweise im Kern“.


Im Zustand „RKL geschlossen und gefüllt“ gelten die Kriterien des Leistungsbetriebs, soweit anwendbar.



Der Zustand „RKL geschlossen, Mitte-Loop-Betrieb“ schließt die Phase der Füllstandabsenkung auf Mitte-Loop ein.



Der Zustand „RKL offen, Brennelemente vollständig oder teilweise im Kern“ wird erreicht, wenn mit dem Entspannen der Deckelschrauben begonnen wird. Bei entladenem Reaktorkern besitzen die Kriterien keine Relevanz mehr.



Tabelle A2-5: Anlagenkriterien für den Voralarm bei Druckwasserreaktor-Anlagen im Nicht-Leistungsbetrieb



RKL geschlossen, Mitte-Loop-Betrieb

Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für GKN-2

Sicherstellung der Unterkritikalität

Ausfall des Nachkühlbetriebs und kein Auffüllen des RKL möglich.

Das Schutzziel wird durch Entborieren des Kühlmittels in Kühlmittel-Loops mit befüllten Dampferzeugern gefährdet.

Ausfall aller verfügbarer Nachkühlsysteme, Auffüllen des RKL innerhalb einer 1 h nicht erfolgt

Zeitangabe: Entboriertes Kühlmittel fällt bei der Kondensation von Dampf in den Dampferzeuger-Heizrohren an.

Kernkühlung




Dampferzeugerbespeisung

Der Dampferzeuger-Füllstand ist zu niedrig,

Nach Ausfall des Nachkühlbetriebs fällt zusätzlich die Nachwärmeabfuhr über die Dampferzeuger infolge Ausfall der Bespeisung aus. Der Primärkreis heizt sich auf.

Ausfall aller verfügbarer Nachkühlsysteme, F(DE) < 4 m im betriebsbereiten Dampferzeuger (unterer Anzeigewert im Weitbereich)

Frischdampfabgabe

oder:
die geregelte Frischdampfabgabe ist ausgefallen,

Nach Ausfall des Nachkühlbetriebs fällt zusätzlich die Nachwärmeabfuhr über die Dampferzeuger infolge Ausfall der geregelten Frischdampfabgabe aus. Der Primärkreis heizt sich auf.

Ausfall aller verfügbarer Nachkühlsysteme, p(FD) > 116 bar im betriebsbereiten Dampferzeuger

Kühlmittelinventar

oder:
das Kühlmittelinventar ist zu gering nach Leck im RKL.

Bei Kühlmittelverlust ist die Nachspeisung nicht ausreichend.

Die Mitte-Loop-Messung zeigt nach dem Absenken auf Mitte-Loop keinen Füllstand an,
und
es erfolgt kein Wiederauffüllen auf Mitte-Loop innerhalb von 30 min.

Schutzzielübergreifend

Ausfall der Drehstromversorgung

Die gesamte Drehstromversorgung ist ausgefallen, die Schutzziele können mittelfristig nur noch mit Notfallmaßnahmen eingehalten werden.

Drehstromversorgung des D1- und D2-Netzes ausgefallen für t > 10 min

RKL offen, Brennelemente vollständig oder teilweise im Kern

Kernkühlung

Das Kühlmittelinventar ist zu gering.

Das Kühlmittel verdampft infolge Ausfall der Nachwärmeabfuhr in den SB, oder es liegt ein Leck im RKL vor.

Die Mitte-Loop-Messung zeigt keinen Füllstand an,
und
es erfolgt kein Hochfluten auf Mitte-Loop innerhalb von 30 min.

Schutzzielübergreifend

Ausfall der Drehstromversorgung

Die gesamte Drehstromversorgung ist ausgefallen, die Schutzziele können mittelfristig nur noch mit Notfallmaßnahmen eingehalten werden.

Drehstromversorgung des D1- und D2-Netzes ausgefallen für t > 10 min



Tabelle A2-6: Anlagenkriterien für den Katastrophenalarm bei Druckwasserreaktor-Anlagen im Nicht-Leistungsbetrieb



RKL geschlossen, Mitte-Loop-Betrieb

Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für GKN-2

Kernkühlung




Druckbegrenzung

Nach Ausfall der Nachwärmeabfuhr ist der Druck im RKL zu hoch,

Nach Ausfall der primärseitigen und sekundärseitigen Wärmesenken steigt der Druck im RKL auf die Ansprechdrücke der Druckhalter-Ventile an. Der Füllstand im Primärkreis sinkt, und eine Unterschreitung der aktiven Kernoberkante ist abzusehen.

Ausfall aller verfügbarer Nachkühlsysteme, Ausfall der sekundärseitigen Wärmesenken.
p(RKL) wird über Druckhalter-Abblase-/Sicherheitsventile begrenzt,
und
es erfolgt keine Nachspeisung

Druckbegrenzung

oder:
die Druckbegrenzung des RKL ist ausgefallen,

Nach Ausfall der primärseitigen und sekundärseitigen Wärmesenken steigt der Druck im RKL auf den Ansprechdruck der Druckhalter-Sicherheitsventile, die Druckbegrenzung fällt jedoch aus.

Ausfall aller verfügbarer Nachkühlsysteme, Ausfall der sekundärseitigen Wärmesenken. p(RKL) > 200 bar für ∆t > 5 min

Kühlmittelinventar

oder:
das Kühlmittelinventar ist zu gering nach Leck im RKL,

Bei Kühlmittelverlust ist die Nachspeisung nicht ausreichend.

Die Mitte-Loop-Messung zeigt nach dem Absenken auf Mitte-Loop keinen Füllstand an,
und
es erfolgt kein Wiederauffüllen auf Mitte-Loop innerhalb von 60 min.

Ortsdosisleistung

oder:
die Ortsdosisleistung im SB ist zu hoch.

Es werden radioaktive Stoffe aus den beschädigten Brennelementen in den SB freigesetzt.

ODL(SB) > 200 Sv/h

RKL offen, Brennelemente vollständig oder teilweise im Kern

Kernkühlung

Das Kühlmittelinventar ist zu gering.

Das Kühlmittel verdampft infolge Ausfall der Nachwärmeabfuhr in den SB, oder es liegt ein Leck im RKL vor.

Die Mitte-Loop-Messung zeigt keinen Füllstand an,
und
es erfolgt kein Hochfluten auf Mitte-Loop innerhalb von 60 min.



Tabelle A2-7: Anlagenkriterien für den Voralarm bei Siedewasserreaktor-Anlagen im Leistungsbetrieb



Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für KRB-II

Reduktion der Reaktorleistung und Sicherstellung der Unterkritikalität

Nach Anregung der RESA bleibt der Neutronenfluss im Leistungsbereich.

Der Reaktor ist nicht unterkritisch, und die Wärmeabfuhr aus dem RDB ist nicht langfristig gewährleistet.

Φ > 5 % des Volllastwertes für ∆t > 45 min nach RESA-Anregung

Die Abschalt-Systeme zeigen zu lange keine ausreichende Wirkung.

Kernkühlung




Kühlmittelinventar

Der Füllstand im RDB ist zu tief,

Die RDB-Bespeisung ist nicht ausreichend.

F(RDB) < 11,00 m für ∆t > 20 min

Kühlmittelinventar

oder:
der Füllstand im RDB ist zu hoch und der Durchdringungsabschluss6 einer aus dem SB herausführenden Dampfleitung ist nicht erfolgt,

Es besteht die Möglichkeit des Versagens einer Dampfleitung außerhalb des SB.

F(RDB) > 15,60 m
und
weiter steigend
und
Durchdringungsabschluss2 in einer Dampfleitung nicht erfolgt

Druckführung

oder:
der Druck im RDB ist zu hoch,

Die Begrenzung auf den Auslegungsdruck hat versagt.

p(RDB) > 95 bar

Koka-Inventar

oder:
der Füllstand in der Koka ist zu tief, und die Koka ist die Wärmesenke,

Wegen Wasserverlust aus der Koka ist keine ausreichende Wärmeabfuhr in die Koka möglich.

F(Koka) < -1,00 m
und
p(RDB) > 5 bar
und
kein Füllstandsanstieg im SB

Koka-Inventar

oder:
der Füllstand in der Koka ist zu tief, und die Einspeisung in den RDB kann nur aus der Koka erfolgen,

Es besteht die Gefahr, dass wegen zu geringer Zulaufhöhe die Nachkühlpumpen ausfallen.

F(Koka) < -3,50 m

Koka-Temperatur

oder:
die Wassertemperatur in der Koka ist zu hoch.

Die Kondensationsfähigkeit in der Koka ist gefährdet.

T(Koka) > Grenzkurve „RDB-Druck über Koka-Temperatur“ laut BHB zum Beispiel T(Koka) > 60 °C bei
p(RDB) = 70 bar
oder
T(Koka) > 83 °C bei
p(RDB) = 5 bar

(SWR 69: Die Integrität der Koka ist zusätzlich gefährdet.)

Integrität des Sicherheitsbehälters und Aktivitätsrückhaltung




Druck

Der Druck im SB ist zu hoch,

Der Druck im SB steigt über das 0,5-fache des Auslegungsdrucks an.

p(SB) > 1,65 bar für ∆t = 20 min
und
weiter steigend

Abschluss

oder:
der Abschluss des SB ist im Anforderungsfall nicht möglich,

Der Abschluss von Leitungen, die ein Potenzial für Aktivitätsfreisetzungen haben, ist im Anforderungsfall nicht möglich. Die relevanten Leitungen sind anlagenspezifisch zu benennen.
Hinweis:
Beim Voralarm sind nur die großen Leitungen mit entsprechendem Freisetzungspotenzial zu betrachten.

Der Abschluss des SB ist im Anforderungsfall nicht im erforderlichen Umfang erfolgt. Zu betrachten sind folgende Systeme:
Lüftungsleitungen, FD-Leitungen, Hilfsdampfleitung, Reaktorspeisewasserleitungen, TH-Leitungen

Leck im SB

oder:
es liegt ein Leck des SB im Anforderungsfall vor.

Die Integrität des SB ist im Anforderungsfall zum Beispiel durch

Nicht absperrbares Leck des SB

a)
Dichtungsversagen

oder

b)
Beschädigung der SB-Hülle

nicht gewährleistet.

Schutzzielübergreifend

Ausfall der Drehstromversorgung.

Die gesamte Drehstromversorgung ist ausgefallen, die Schutzziele können mittelfristig nur noch mit Notfallmaßnahmen eingehalten werden.

Drehstromversorgung BU, BV, BW, BG für t > 10 min ausgefallen und keine auslegungsgemäße Einspeisung vom Nachbarblock möglich



Tabelle A2-8: Anlagenkriterien für den Katastrophenalarm bei Siedewasserreaktor-Anlagen im Leistungsbetrieb



Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für KRB-II

Kernkühlung




Füllstand

Der Füllstand im RDB ist zu tief,

Der Füllstand unterschreitet die aktive Kernoberkante, und es besteht keine ausreichende Möglichkeit der Wassereinspeisung. Es liegt eine nicht auslegungsgemäß beherrschte Transiente vor.

F(RDB) < 9,00 m für ∆t > 10 min
und
Tendenz fallend

Druck

oder:
der Druck im RDB ist zu hoch und steigend,

Die Integrität der druckführenden Umschließung und eine ausreichende RDB-Bespeisung sind gefährdet.

p(RDB) > 106 bar
und
Tendenz steigend

Ortsdosisleistung

oder:
die Ortsdosisleistung im SB ist zu hoch.

Es werden radioaktive Stoffe aus den beschädigten Brennelementen in den SB freigesetzt. Es ist zu unterstellen, dass mehr als ca. 20 % der Brennelemente defekt sind.

ODL(SB) > 2000 Sv/h (Innenwand SB in 21 m Höhe)

Integrität des Sicherheitsbehälters und Aktivitätsrückhaltung




Druck

Der Druck im SB ist zu hoch,
und
die Druckentlastung des SB ist abzusehen,

Eine Alarmierung muss beim Erreichen des 1,2-fachen Wertes des Auslegungsdrucks erfolgen.

p(SB) > 4 bar

Abschluss

oder:
der Abschluss des SB ist im Anforderungsfall nicht möglich,
und
das Voralarmkriterium „Füllstand im RDB zu tief“ steht an.

Der Abschluss von Leitungen, die ein Potenzial für Aktivitätsfreisetzungen haben, ist im Anforderungsfall nicht möglich. Die relevanten Leitungen sind anlagenspezifisch zu benennen.
In Verbindung mit dem anstehenden Voralarmkriterium „Füllstand im RDB zu tief“ kann eine Freisetzung in die Umgebung erfolgen.

Der Abschluss des SB ist im Anforderungsfall nicht im erforderlichen Umfang erfolgt,
und
das Voralarmkriterium der Kernkühlung F(RDB) < 11,00 m für ∆t > 20 min steht an.

Leck im SB

oder:
es liegt ein Leck des SB im Anforderungsfall vor,
und
das Voralarmkriterium „Füllstand im RDB zu tief“ steht an.

Die Integrität des SB ist im Anforderungsfall zum Beispiel durch

Nicht absperrbares Leck aus dem SB
und
das Voralarmkriterium der Kernkühlung F(RDB) < 11,00 m für ∆t > 20 min steht an.

a)
Dichtungsversagen

oder

a)
Beschädigung der SB-Hülle nicht gewährleistet.

In Verbindung mit dem anstehenden Voralarmkriterium „Füllstand im RDB zu tief“ kann eine Freisetzung in die Umgebung erfolgen.



Tabelle A2-9: Anlagenkriterien für den Voralarm bei Siedewasserreaktor-Anlagen, Brennelement-Lagerbecken



Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für KRB-II

Kühlung der Brennelemente im Brennelement-Lagerbecken

Der Füllstand im Brennelement-Lagerbecken ist zu niedrig.

Der Füllstand im Brennelement-Lagerbecken unterschreitet die Unterkante der Schleuse zum Flutraum.

F(BE-Lagerbecken) < 4,65 m

Die Temperatur im Brennelement-Lagerbecken ist zu hoch.

Die Temperatur im Brennelemente-Lagerbecken überschreitet den Auslegungsbereich.

T(BE-Lagerbecken) > 80 °C; Tendenz weiter steigend



Tabelle A2-10: Anlagenkriterien für den Katastrophenalarm bei Siedewasserreaktor-Anlagen, Brennelement-Lagerbecken



Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für KRB-II

Kühlung der Brennelemente im Brennelement-Lagerbecken

Der Füllstand im Brennelement-Lagerbecken ist viel zu niedrig.

Der Füllstand im Brennelement-Lagerbecken fällt unter die Oberkante der aktiven Zone der Brennelemente.

F(BE-Lagerbecken) < 4,14 m



Hinweise zu den Tabellen für den Nicht-Leistungsbetrieb bei Siedewasserreaktor-Anlagen:



Der Nicht-Leistungsbetrieb umfasst den Zeitraum von „Nachkühlsysteme zum Abfahrkühlen in Betrieb“ bis zum Ausfahren der Steuerstäbe zum Wiederanfahren.



Es werden folgende Zustände unterschieden:



a)
„RDB geschlossen“,


b)
„RDB offen und nicht geflutet“,


c)
„RDB offen und geflutet“.


Für die Anlagenzustände „RDB geschlossen“ und „RDB offen und nicht geflutet“ gelten die Kriterien des Leistungsbetriebes, soweit anwendbar.



Der Zustand „RDB offen und nicht geflutet“ ist dann erreicht, wenn mit dem Entspannen der Deckelschrauben begonnen wird.



Der Zustand „RDB offen und geflutet“ ist dann erreicht, wenn der Füllstand im Flutraum die Oberkante Flutraum erreicht hat.



Tabelle A2-11: Anlagenkriterien für den Voralarm bei Siedewasserreaktor-Anlagen im Nicht-Leistungsbetrieb



RDB offen und geflutet

Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für KRB-II

Kernkühlung

Der Füllstand ist zu tief.

Es liegt ein Leck unterhalb des Kerns vor, das nicht abgesperrt und nicht überspeist werden kann.

F(BE-Lagerbecken) < 4,65 m
bzw.
F(Flutraum) < 33,15 m (Gebäudekote)

Der Füllstand im Flutraum/Absetzbecken unterschreitet die Unterkante der Schleuse zum Brennelement-Lagerbecken.

Schutzzielübergreifend

Ausfall der Drehstromversorgung.

Die gesamte Drehstromversorgung ist ausgefallen, die Schutzziele können mittelfristig nur noch mit Notfallmaßnahmen eingehalten werden.

Drehstromversorgung BU, BV, BW, BG für t > 10 min ausgefallen und keine auslegungsgemäße Einspeisung vom Nachbarblock möglich



Tabelle A2-12: Anlagenkriterien für den Voralarm bei Siedewasserreaktor-Anlagen im Nicht-Leistungsbetrieb



RDB offen und geflutet

Schutzziel

Kriterium

Erläuterungen

Beispielhafte Alarmierungs-
werte für KRB-II

Kernkühlung

Der Füllstand ist zu tief.

Der Füllstand unterschreitet die aktive Kernoberkante, und es besteht keine Möglichkeit einer ausreichenden Wassereinspeisung.

F(RDB) < 9,00 m